Montag, 7. September 2015

Tag 1321

Harry ist immer noch nicht ganz der Alte, gibt sich aber grosze Muehe mich bei guter Laune zu halten. 
Er hat mir intereszante Geschiche von seinem Aufenthalt in New York erzaehlt. Von den vielen Burgern die er verzehrte, von den nervigen Touristen und ihren Smartphones und von den groszen und kleinen Gebaeuden, die es dort zu sehen gibt. Die meiste Zeit hat er genoergelt und ueber Touristen abgelaestert. Dabei ist der Spinner doch selber als Tourist unterwegs gewesen...dieser Harry!
Als Harry fertig gemekert hatte, erzaehlte er mir von einem intereszanten Fund, welchen er am Pier 11, unweit der Wallstreet, machte. Es handelt sich um eine Art Tagebuch, welches zwischen Plastetueten und anderem Muell, an einem Bootsanlegeplatz schwamm. 
Harry erkannte sofort den Wert des kleinen Buechleins und fischte es aus dem Waszer. Ohne das es seine Frau bemerken konnte, versteckte er den aufgeweichten Papierklumpen in seinem Rucksack. Seine Frau haette es niemals erlaubt, dasz er Derartiges mit nach hause nahm. Wer weisz wie viele Bazillen in dem Waszer hausten?! Vieleicht waren die Seiten vollgeschmiert mit Popeln?! Das Tagebuch sah in der Tat etwas mitgenommen aus. 
Das Waszer des Ozeans hatte dafuer gesorgt, dasz die Tinte auf den ersten hundert Seiten nicht mehr lesbar war. 
Auf einigen Seiten sah man verwaschene Skizzen von einfachen Booten und Floeszen. Daneben waren allerhand mathematischer Berechnungen und eine Art Landkarte zu vermuten. 
Harry hat mir einige Paszagen dieses Tagebuches vorgelesen und wir beide haben beschloszen, dasz wir diesen einzigartigen Fund mit dem Rest der Menschheit(Nein, keine Pflanzen, die wuerden so einen Quatsch niemals lesen...) teilen mueszen.
Ab sofort wird Harry jeden Tag einen kleinen Teil des Buches hier veroeffentlichen.
Vorab gebe ich unseren Lesern eine kleine(sehr kleine) Einleitung. Der Name des Autors ist Mortimer Laibovitz. Der Protagonist wird sich uns im Verlauf noch ausfuehrlich selbst vorstellen. 
Als einziger Ueberlebender eines gesunkenen Kreuzfahrtschiffes, fand er auf einer kleinen Insel in der Karibik Zuflucht. 
Aus seinen Aufzeichnungen, welche auf das Jahr 1972 datiert sind, geht nicht hervor wie lange er sich dort aufhielt oder wie es zu dem Schiffbruch kam. All dies vermuten, bzw. schluszfolgern wir aus den Zeilen, die vom Meerwaszer verschont blieben. 
Der lesbare Teil des Tagebuches handelt von der Irrfahrt Mortimers auf einem selbstgebautem Flosz.
Der Versuch auf eigene Faust wieder in die Zivilisation zurueckzugelangen wurde Tag fuer Tag schriftlich festgehalten. Im Verlauf geht der Schiffbruechige kurz auf den Hergang des Unglueckes ein. 
Harry hat sich die Muehe gemacht das Buch ins Deutsche zu uebersetzen. Leider hat er kein Abitur, sodasz der Text wahrscheinlich voller Rechtschreibfehler sein wird. 
Dafuer entschuldigen wir uns im Voraus.


21.05.1972

Seit fast drei Tagen bin ich nun schon auf hoher See. 
Gestern Nacht hat ein Sturm den Regenwaszerauffang zerstoert. Auszerdem habe ich fast den gesamten Vorrat an Kokosnueszen verloren. 
Ich musz schnell eine Loesung finden, denn es ist extrem heisz und mein Durst treibt mich in den Wahnsinn.
Fuenf Kokosnuesze habe ich noch.
Zum Glueck habe ich mein kleines Taschenmeszer, ein Werbegeschenk, bei mir. 
Den halben Tag verbrachte ich damit, die Nuesze zu zerteilen. 
Den Saft trank ich sofort. Die Kokonuszhaelften habe ich zwischen die Planken meines Floszes geklemmt.
Mit groszer Wahrscheinlichkeit wird es heute Nacht wieder regnen.
Morgen werde ich hoffentlich frisches Waszer haben.
Erstes Problem geloest. 
Nachdem ich die Nuesze ausgetrunken und das Fruchtfleisch gegeszen hatte, muszte ich mir nun Gedanken machen, wie ich mich in Zukunft ernaehren sollte.
Zum Fischen war ich leider zu doof und meine italienischen Lederschuhe habe ich schon vor Wochen gegeszen. 
Als ich mein Flosz ueberblickte, viel mir nur auf, wie wenig Eszbares sich hier befand. 
Nur Holzplanken, ein Paddel und das Segel.
Ich dachte nur: Scheisze!
Entkraeftet vom Kokosnuszschneiden, sank ich zu Boden. 
Als mein Ruecken zu schmerzen begann und ich mich auf die Seite, an den Rand meines Floszes drehte, machte ich eine Entdeckung.
Meine Hand beruehrte den Rand einer Planke. Ich spuehrte etwas glitschiges, eine Art Moos.  
Beim genaueren Hinsehen, stellte ich fest, dasz die Unterseite der Holzbalken mit Algen ueberzogen waren. 
Mit den Fingernaegeln schabte ich ein fladenfoermiges Stueck von den Planken. 
Es stank fuerchterlich und sah abartig aus. Alles andere als appetitlich.
Ich nahm einen Biszen.
Garnicht mal so schlecht, dachte ich. 
Kaum hatte ich den Fladen verspeiszt, da verspuehrte ich eine Energie, wie ich sie seit dem Schiffbruch nicht mehr verspuehrte. 
Scheinbar waren diese Algen sehr nahrhaft. 
Gesaettigt und zufrieden schlief ich ein.
Ich traeumte davon, wie ich einst von Problemen geplagt war, die so ganz und garnichts mit meinen momentanen Problemen gemein hatten. Miete, Job, Freundin, Football und all der Quatsch.
Den ganzen Tag war ich damit beschaeftigt nicht zu verdursten oder zu verhungern. 
Ich war Stolz und zuversichtlich. Ich werde es schaffen! Ich werde es schaffen! Bald bin ich wieder zuhause!


Fortsetzung folgt...!




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