Samstag, 12. September 2015

Tag 1326

Egal wie tief die Zahl der Aufrufe auch faellt, Harry veroeffentlicht einen weiteren Teil des Tagebuches.





Anfang Juni 1972


Seit ich auf Hoher See bin und versuche in die zivilisierte Welt zurueckzugelangen, paszieren mir die verruecktesten Dinge. 
Man stellt sich vor, dasz so eine Irrfahrt langweilig und wenig ereignisreich sei, aber das Gegenteil ist der Fall. 
Das, was sich heute Morgen zugetragen hatte, war allerdings mehr als ungewoehnlich.
Letzte Nacht habe ich tief und fest geschlafen, so gut wie seit Jahren nicht mehr. 
In New York war ich von Schlafstoerungen geplagt und schaffte es kaum mehr als drei Stunden am Stueck zu schlafen. 
Noch bevor ich aus dem Schlaf erweckte, hatte ich einen Traum der besonderen Art, einen erotischen. Meine Sexualitaet meldete sich, in Form wilder Gedanken, zurueck. 
Im Zuge der Ereignisze hatte ich dieses Beduerfnis stark vernachlaeszigt. Entweder hatte ich keine Kraft oder ich war mit wichtigeren Problemen beschaeftigt. 
Mein Unterbewusztsein versuchte mich davon zu ueberzeugen, dasz ich traeumte. 
Das koerperliche Verlangen duerstete nach Befriedigung. 
Ich bemerkte, wie ich meinen Traum zu steuern begann. Erotische Gedanken und meine Fantasie befeuerten den imaginaeren Akt.
Ich traeumte von einer drallen Brueneten. Keine Person, welche in der Realitaet existierte, niemand den ich kannte. Auch an das Gesicht kann ich mich nicht erinnern. 
Hautnah spuehrte ich den zarten Koerper, die griffigen Rundungen, den warmen Atem, die feuchten Kuesze. 
Zaertlich streichelte ich ueber ihre Silhouette. Wir blickten uns tief in die Augen und verloren uns in unserer Lust. 
Erschoepft rollte ich von ihr herunter. Mein Koerper war durchflutet vom Hochgefuehl der Befriedigung. 
Als ich wieder zu Atem gekommen war, erweckte auch mein Verstand. 
Ich konnte noch nicht realisieren, was sich gerade abgespielt hatte. Traeumte ich noch? War ich schon wach? 
Natuerlich war ich wach. 
Unter meinem rechten Arm spuehrte ich etwas schweres, feuchtes, samtiges. War dies doch kein Traum gewesen? Nein, es musz ein Traum gewesen sein, ich befand mich doch immer noch auf meinem Flosz. 
Ganz langsam wandte ich den Blick zu meiner rechten Seite. 
Was ich da sah versetzte mich in einen Schock. Ich schrie laut und schrill. Ich schrie, dasz mir die Kehle brannte. 
Was ich da liegen sah, war keine dralle Bruenette. 
Sofort zog ich meinen Arm hervor. Ich uebergab mich schwallartig.
Vor mir lag ein toter, stinkender, aufgeblaehter Delfinkadaver.
Ich uebergab mich ein zweites Mal. Und kurz darauf noch einmal. 
War dies ein Alptraum?
Nein, es war kein Traum. Ich hatte Geschlechtsverkehr mit einem toten Delfin. Igitt!
Nach dem Akt und dem darauf folgenden Schock, hatte ich nicht die Kraft den Kadaver ins Meer zurueckzustoszen. 
Ich kauerte neben ihm und beaeugte den aufgeblaehten Leichnam. 
Das war mit Sicherheit der Tiefpunkt meiner Odyszee. 
Traenen rannen ueber mein Gesicht. In mir brannte eine fuerchterliche Pein.
Ich uebergab mich erneut.
Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte, machte ich mich daran, den Delfin von meinem Flosz zu entfernen. 
Der tote Meereszaeuger war schwer. Der naechtliche Regensturm musz ihn auf das Flosz gespuehlt haben. 
Glitschig und weich fuehlte sich seine Haut an. 
Ich drueckte ihn ein wenig mit meinen Fingerkuppen. Erst leicht, dann mit etwas mehr Kraft. 
Sein Anblick war widerwaertig. Doch versetzte mich das Beruehren des toten Koerpers in eine perverse Erregung. 
Sanft streichelte meine Hand ueber den geblaehten Bauch des Kadavers.
Pruefend blickte ich mich zu allen Seiten um. 
Ich uebergab mich erneut und starb fast vor Scham, als ich ein zweites Mal den Akt mit dem Delfin beendet hatte. 
Angewidert von mir selbst, versenkte ich den Kadaver endlich im Meer. 
Das tote Saeugetier ging langsam unter. Eine Gruppe Luftblasen stieg an die Meeresoberflaeche auf, als der Delfin schon nicht mehr sichtbar war. Es war als sende er mir einen letzten Grusz. 
Ich wunderte mich sehr ueber mein Handeln. 
War ich auf Hoher See pervers geworden, oder nahm ich nur meine natuerlichen Beduerfnisze war? 
Was wuerde mein Therapeut sagen, wenn er von der Geschichte erfuhr?
War ich noch normal? Was folgte als naechstes? 
Ich gab diese Gedanken auf. 
Meine Welt bestand aus einem hoelzernen Flosz und einem endlosen Ozean. In der Nacht gab es Regen, am Tag brannte die Sonne. 
Haette ich diese Zeilen hier nicht geschrieben, es haette wohl nie jemand erfahren. 
Doch ich schreibe, um den Verstand nicht zu verlieren.



Fortsetzung folgt....




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