Montag, 4. April 2016

Tag 1531

Na, vermißt Ihr den Vater schon? 
Bald hat das Warten ein Ende. Woher ich das weiß? 
Ich habe es im Gespühr! Botanische Intuition. 
Nachdem Harry die endlosen Monologe eingestellt hat, brabbelt er nun schon seit Wochen nur noch Unverständliches vor sich her. Täglich irrt er viele Stunden durch unser Viertel, macht vor jeder Bank(Sitzmöglichkeit) halt und stellt sich vor wie er hier mit dem Vater genüßlich Bier trinken könnte. Enttäuscht schleppt er sich ein jedes Mal wieder gänzlich nüchtern nach hause. 
Daheim trinkt er dann ein, zwei Flaschen Whiskey. Wenn ich ihm sage, daß er ein Säufer ist, erwidert er, er sei Genußmensch. Nun denn! 
Auch die Nachbarn unserer kleinen, sympatischen Wohneinheit verhalten sich seltsamer als sonst. 
Vanni hat die Herrschaft über OG II übernommen. Sie ist nicht mehr zu bändigen. Ihre Eltern wurden in eine Heilanstalt eingewiesen. Beide bekamen zeitgleich burnout. 
Seither ist Vanni alleine. Den schmerzhaften Verlust der Erziehungsberechtigten macht sie durch exzessives Datteln wett. Lautstark sind die Kommandos in unserer Straße zu hören, welche über Headset in die gesamte Welt geplärrt werden. Kontakt mit reel existierenden Person hat sie nur noch mit unserem Postboten. Frühs, mittags und abends überreicht er ihr ein neues Headset, welches sie zuvor über "ama-zone prayme" bestellt hat. 
Kraßer Verbrauch! Das nervt Vanni natürlich, aber "wtf"! YOLO!!! Alter! YOLO! 
Frau X.(Name nicht geändert!) macht durch ihre Verhaltensweisen deutlich, wie sehr sie unseren Vater vermißt. 
Auf einem Melkschemel hockend hat sie sich im Treppenhaus positioniert. Mit einer Schuhbürste fährt sie sich tagein, tagaus über ihren Scheitel. Sobald einer das Treppenhaus passieren möchte, verwickelt sie ihn in komplexe Selbstgespräche. Diese Vorträge dauern oft mehrere Stunden und hinterlassen beim Zuhörer Verwirrtheitszustände, im schlimmsten Fall sogar einen frühkindlichen Hirnschaden. Warum tut sie das? 
Weil sie sich nicht erklären kann, warum der Vater so lange weg bleibt.
Besonders dramatisch: Wer soll denn jetzt die Treppe putzen? 
Harry konnte sie nach wochenlanger Gesprächstherapie beruhigen. Er versicherte ihr, daß das Warten bald zu ende sei. Kurz darauf wurde Harry zur Kur geschickt. Verdacht auf burnout. 
Scheiß burnout!
Außerdem lassen die Spielautomatenaufsteller kraße Verluste in unserem Viertel verlautbaren. Ein gewisser Peter Fensterbauer hat sich der Problematik angenommen. Nachdem er das "OK" seiner Ehegattin eingeholt hatte, geht er nun auf volles Risiko. Seine Strategie "mehr Einsatz", sorgte sogleich für mehr Umsatz. Ich bezweifel jedoch, daß er dies lange durchhält. 
Da wartet also ´ne ganze Menge Arbeit auf den Vater. 
Aber keine Angst!, ich werde ihm so gut ich kann unterstützen. 



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