Freitag, 11. September 2015

Tag 1325

Ich stehe hier, betreibe Photosynthese und schaue Harry beim Uebersetzen des Tagebuches zu.
Und weil Harry so fleiszig war, koenne wir heute wieder eine Paszage dieses Buches lesen.


Mai oder auch schon Juni 1972


Ein Wunder ist geschehen!

Gerade als der Tod mich in seine kalten, ewigen Arme schlieszen wollte, sand Gott einen Blitz auf mich hernieder und erfuellte meinen Leib mit Hoffnung und neuer Kraft.
Taghell war die Nacht, als mit lautem Knall ein gigantischer Blitz in den Muellberg einschlug. 
So schwach wie ich war, hatte ich es dennoch geschafft mich an meinem Flosz festzukrallen, um nicht ins Meer geworfen zu werden. 
Der Einschlag des Blitzes sorgte dafuer, dasz der riesige Haufen in viele kleine Haeuflein zerteilt wurde. 
Es gab einen groszen Ruck und ich befand mich wieder auf der Meeresoberflaeche. 
Links und rechts von mir immer noch Muell. Nur steckte ich jetzt nicht mehr auf ihm fest und konnte davonpaddeln. 
Ploetzlich spuehrte ich neue Lebenskraft. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Muskeln und waren sie noch so verkuemmert, bebten und zuckten und signalisierten mir, dasz ich sie benutzen sollte. 
Ich sprang auf, nahm mein Paddel in die Hand und schlug es in die Wellen.
Angetrieben von einem ueberirdischen Wahn, paddelte ich um mein Leben.
Als die Sonne bereits am Horizont zu sehen war und der neue Tag anbrach, hatte mich die Kraft noch nicht verlaszen. Ich paddelte immer noch. 
Die Muellhaufen hatte ich laengst hinter mir gelaszen. 
Mein Koerper war durchstroemt von einer Euphorie, welche ich mir nicht erklaeren konnte. So sehr ich auch versuchte mich zu beruhigen und zu begreifen, was mit mir geschehen war, ich konnte es nicht. 
Einige Stunden spaeter machten meine Arme dann endlich schlapp. 
Ich sank erschoepft zu Boden. 
Auszer Atem aber gluecklich, lehnte ich mich an das Segel meines Floszes und rang nach Luft.
Es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, dasz ich nun wieder eine Chance zum Ueberleben bekommen hatte. 
Irgendeiner wollte wohl nicht, dasz ich herrenlos auf einem gottverdammten Muellhaufen krepierte. 
Ich dachte an meine Eltern, dachte an zuhause und faszte neuen Mut. 
Um die neu gewonnene Energie nicht mit traurigen Gedanken zu vergeuden, beschlosz ich mich auf Nahrungszuche zu begeben. 
Durch den Durchfall der letzten Tage war ich sehr geschwaecht und ohne Appetit. Nun aber machte sich Hunger bemerkbar.
Weit und breit war leider nichts Eszbares zu finden. 
Die Algen unter meinem Flosz waren immer noch giftig und ungenieszbar. 
Beim Betasten der Unterseite, stellte ich fest, dasz sich dort Austern festgesetzt hatten. 
Eigentlich konnte ich Austern nicht ausztehen, doch waren sie momentan meine einzige Nahrungsquelle. 
Zuhauf hatten sich die Muscheln an meinem Flosz angeheftet. Ich muszte nur zulangen. 
Mit roher Gewalt zerbrach ich die Schalen. Hastig schluerfte ich das Innere der Muscheln. 
Natuerlich haette ich jetzt lieber einen Cheeseburger gegeszen, aber nach der zehnten Auster, hatte ich den Geschmack sogar lieb gewonnen. 
Gesaettigt streckte ich mich auf dem Flosz aus. 
Nach all den Tagen im giftigen Dunst des Muellberges, genosz ich die Meeresluft. 
Das Rauschen der Wellen beruhigte meine geplagte Seele. 
Eigentlich war dies ein herrlicher Ort. 
Hier gab es keinen Straszenlaerm, keine Abgase und keine nervigen Mitmenschen. 
Satt und gluecklich wieder auf dem Meer zu sein, legte ich mich schlafen. 



Harry versichert: Fortestzung folgt.



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