Mittwoch, 16. September 2015

Tag 1330

Harry hat mir heute berichtet, dasz er schon seit zwei Tagen keinen Alkohol getrunken hat. 
Ist das der Grund fuer die sinkenden Besucherzahlen?
Gestern war er zu muede, um aus dem Tagebuch zu uebersetzen. 
Musz an seinem Lifestyle liegen... 




Mitte Juni 1972



Heute war mein Leben mal wieder in Gefahr. 

Es scheint so, dasz auf einen jeden Moment der Ruhe, eine Bedrohung folgte. 
Die Sonne war soeben aufgegangen, als ich eine Bewegung neben dem Flosz verspuehrte. 
Ein dunkler Schatten drehte, ohne Unterlasz, seine Kreise. 
Da schwamm etwas, zu tief, um es genau zu erblicken. 
Ein Delfin, ein Tunfisch, oder vielleicht ein Hai? 
Ich beobachtete die Kreatur eine ganze Weile. 
Erst, als ich ihr keine Beachtung mehr schenkte, weil ich muede war und mich Schlafen legen wollte, offenbarte sie ihr Antlitz. 
Beim Anblick der dreieckigen Rueckenflosze schreckte ich auf. Sofort war ich hellwach. 
Ein gigantischer Hai fletschhte seine Zaehne. 
Er war mindestens doppelt so grosz wie mein Boot und wenn er sein Gebisz praesentierte, erreichte er sogar die dreifache Groesze. 
Vor lauter Angst verlor ich die Kontrolle ueber meinen Sphinkter. 
Duennfluesziger Kot rann an meinen Schenkeln herab. 
Am besten, dachte ich, stelle ich mich tot. 
Das war kein leichtes Unterfangen, denn ich zitterte wie Espenlaub. 
Der Hai hatte mich zu seiner Mahlzeit auserkoren. 
Immer schneller wurden die Umkreisungen. 
Er drehte seine Runden in einem Tempo, dasz es mir unmoeglich war, ihm zu folgen. 
Ich stand nur einen Augenblick mit dem Ruecken zu ihm gewand, als er seinen maszige Koerper aus dem Waszer wuchtete und mit der Flanke an mein Flosz stiesz. 
Die Wucht des Aufpralls, zwang mich zu Boden. Schmerzhaft landete ich auf meinen Knien. 
Der Haifisch verursachte enorme Wellen. Flach legte ich mich auf den Bauch, um nicht ins Waszer gewirbelt zu werden. 
Mit ganzer Kraft krallte ich mich am Mast fest. 
Vielleicht wuerde der Hai von mir Abstand nehmen, wenn er mich nicht mehr sah. 
Ganz flach blieb ich, fast regungslos, auf den Planken liegen. 
Doch es half nichts. Erneut preschte der riesige Fisch an die Waszeroberflaeche. 
Mir war als wuerde mein Flosz durch die Luft geschleudert werden, als der Hai dagegen stiesz. 
Ich wurde hin und her geschleudert und konnte mich nur mit groszer Muehe am Mast festhalten. 
Jedesmal, wenn ein Koerperteil auf die naszen, derben Holzplanken traff, platzte die Haut auf. 
Die zusammengebundenen Baumstaemme bearbeiteten meinen ausgemerkelten Leib, wie eine Kaesreibe ein Stueck Gouda. 
Blut rann, in Stroemen, von meinen Armen und Beinen. 
Das reizte den Hai umso mehr. 
Mit groszem Anlauf schosz er gegen die Unterseite meines Floszes, sodasz es fast senkrecht auf der Waszeroberflaeche stand. 
Lange wuerde ich den Kenterversuchen des Hais nicht standhalten koennen. 
Beim naechsten Stosz wuerde er mich vom Flosz werfen, wenn mir keine Idee einfallen sollte. 
Mein erster Gedanke galt dem Mast. 
Abgebrochen haette er mir als Lanze oder Harpune dienen koennen. 
Der Versuch ihn vom Flosz zu trennen, blieb jedoch ohne Erfolg. Ich war ein wenig Stolz auf mein handwerkliches Geschick, denn der Mast war unzerstoerbar. 
Vielleicht war ich aber auch einfach zu schwach...
Ich muszte einen anderen Ausweg finden, sofort.
Viele Moeglichkeiten blieben mir nicht. 
Auf dem Flosz war ja nichts weiter auszer dem Segel, meinem Paddel und die Klamotten, welche ich in Fetzen auf meinem Leib trug. 
Das Paddel war zu kurz und eignete sich nicht zur Haiabwehr. 
Dann geschah etwas, dasz mir die rettende Idee bescheren sollte. 
Ungewollt entwich mir ein langer, feuchter Furz. 
Ich betrachtete meine eingestuhlte Unterhose. 
Der Hai war gerade dabei meinem Flosz den finalen Stosz zu verpaszen, da warf ich ihm meine zusammengeknuellte, vollgekackte Unterhose in das offene Maul. 
Der Raubfisch wandte sich von mir ab, wuergte an meiner Buxe. 
Er zuckte ein paarmal an der Waszeroberflaeche, machte roechelnde Geraeusche und versuchte die Unterhose hervorzuwuergen. 
Vergebens. 
Es war traurig, mit anzusehen, wie dieses majestaetische Tier an meiner vollgekoteten Unterwaesche verstarb. 
Der Kampf mit dem Tode dauerte nicht sehr lang. 
Ein letztes Zucken und der leblose Koerper sank Richtung Meeresgrund. 
Welch schicksalhafte Wendung, dachte ich. 
Nur knapp und dank meines nervoesen Darms, konnte ich meinem Tode entrinnen. 
Bis ich realisierte, was sich gerade abgespielt hatte, war die Sonne bereits untergegangen. 
Den Anblick des Hais werde ich nie vergeszen. 
Was ist, wenn da drauszen noch mehr von ihnen auf mich warteten? Ich hatte keine Unterhose mehr. 
An diesem Abend haette ich fuer ein Glas Whiskey alles getan.
Ich hatte einen Killerhai zur Strecke gebracht, ohne Harpune, ohne Gewehr. 
Die Nachwelt muszte unbedingt von meinen Heldentaten erfahren.
Gute Nacht, liebes Tagebuch. 



Fortsetzung folgt.








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